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Die Linke will Hausaufgaben abschaffen

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Bildung: Die Linke will Hausaufgaben abschaffen

Hausaufgaben verschärfen nach Ansicht der Linken die soziale Spaltung in Deutschland. Die Partei will sie streichen. Ideen für Alternativen gibt es bereits.

Die Linke will die Hausaufgaben für Schülerinnen und Schüler abschaffen. Hausaufgaben seien »eine Klassenfrage«, sagte Linkenchef Jan van Aken dem »Stern«

Kinder von Akademiker-Eltern seien hier im Vorteil gegenüber anderen Kindern. »Lernen gehört in die Schule, nicht ins Wohnzimmer«, betonte van Aken.

»Hausaufgaben vertiefen die soziale Spaltung«, zitierte der »Stern« aus einem Papier, das van Aken mit der Linkenbildungsexpertin Nicole Gohlke verfasst hat. Darin heißt es weiter: »Wer Eltern hat, die helfen können, kommt weiter. Wer nicht – bleibt zurück. Wer kein eigenes Zimmer hat, keine Ruhe, keine Unterstützung, bekommt schlechtere Noten.« Dies sei »keine individuelle Schwäche, das ist strukturelle Ungerechtigkeit«.

Die Linke reagierte damit auf eine neue Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Die Untersuchung zeigt, dass Erstklässler aus Familien mit geringen Einkommen und geringerer elterlicher Bildung in Deutschland mit größeren Bildungsnachteilen starten als in vielen anderen Ländern.

Auch andere Bildungsfachleute hatten wiederholt die Hausaufgaben infrage gestellt, etwa die Bildungsökonomin Jutta Allmendinger, langjährige Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin. Ihrer Ansicht nach verschärfen die Aufgaben je nach sozialer Herkunft die Kluft zwischen den Schülern: Wo im Elternhaus Ressourcen und Vorbildung vorhanden sind, gibt es tendenziell mehr Förderung als in Familien ohne akademischen Bildungshintergrund. Und der Bürgerrat Bildung hatte im Januar empfohlen, Hausaufgaben durch Vertiefungsstunden zu ersetzen, die im Stundenplan integriert werden. Eine Idee, die auch bei der Linken Anhänger findet.

In ihrem Fünfpunkteplan fordert die Partei neben der Abschaffung der Hausaufgaben auch die komplette Freistellung von allen Schulgebühren – auch für Bücher, Schulessen, Tablets und Fahrkarten –, eine gemeinsame Schule bis »mindestens zur 10. Klasse«, ein Sondervermögen von 100 Milliarden Euro für die Sanierung und Ausstattung von Schulen sowie mehr Personal für Bildungseinrichtungen.

83 comments
  • eine gemeinsame Schule bis »mindestens zur 10. Klasse«

    Bitte nicht. Da gibt es einfach zu große Leistungsunterschiede, genauso wie Interessensunterschiede zwischen den Schülern. Dadurch bremst man einfach nur die aus, die motiviert sind, oder man vernachlässigt die, die was langsamer sind.

    • wir trennen schon arg Früh, die Niederlande machen das z.b. erst nach der 8. Klasse und Schweden nach der 9. also zu Zeitpunkten wo die Schüler schon mehr Ideen haben, was sie machen wollen und vor allem Zeit hatten Fähigkeiten zu entwickeln in berreichen wo sie zu Beginn der Schullaufbahn vllt etwas hinterher waren.

      Außerdem könnten auch "starke" Schüler davon profitieren, wenn man ihnen beibringt anderen dinge beizubringen.

      Außerdem sind wir eh auf dem Weg zur Einheitsschule, wenn man sich anschaut wie viele Kinder nach der Grundschule zum Gymnasium gehen.

      • Außerdem könnten auch "starke" Schüler davon profitieren, wenn man ihnen beibringt anderen dinge beizubringen.

        Das sehe ich jetzt aber nicht als deren Aufgabe. Kurz nochmal dem Banknachbarn was erkläre ist eine sache, aber "von oben" darauf bauen ist eine andere.

      • Gerade in Fächern wie Mathe will man ja die Themen Stück für Stück abarbeiten. Wenn due einen noch nichtmal Bruchrechnen können und die anderen schon mit einfachen Funktionen dran sind, mancht es keinen Sinn, die in eine Klasse zu stecken.

        Ich finde man sollte eher wieder in Richtung G8 gehen und vielleicht schon früher Leistungskurse anbieten.

    • Es kommt doch ganz darauf an, wie das ausgestaltet ist.

    • Komisch, dass in den Ländern, deren Schulsystem hoch gelobt wird, Klassen eben nicht separat sind. Dass hier bereits für 10-jährig von Grundschullehrern entschieden wird, ob sie zum Studium taugen oder nicht, ist ein Unding. Nicht nur werden Migranten systematisch benachteiligt, auch Jungen kommen mit einer später einsetzenden Entwicklung schlechter weg. Es gibt bestimmt hundert Maßnahmen, die das Schulsystem tatsächlich verbessern könnten, ohne dass man auf diesem Elitarismus beharrt, dessen Schädlichkeit längst wissenschaftlich erwiesen wurde.

    • Seltsam, im Osten hat das super geklappt. Klar bedarf es dennoch Anpassungen, siehe Leistungskurse von Gesamtschulen. Aber wie schon erwähnt sind Hausaufgaben und "Extras" der Garant für die Klassengesellschaft, welche danach kommt.

      Ich bin persönlich auch an fehlender Unterstützung der Eltern auf dem ersten Bildungsweg gescheitert. Ich besuchte Real und sogar später Hauptschule mit Abschluss. Seltsam, dass ich dann Jahre später auf dem zweiten Bildungsweg ein 1,5 Abitur hingelegt habe. War ich, meine nicht akademische Herkunft oder das Bildungswesen schuld, dass der erste und der zweite Weg so unterschiedlich liefen?

      Warum die persönliche Anekdote? Nun ich bin definitiv einer der von der 5. - 9. Klasse andere Leistungsträger ausgebremst hat, das bedeutet aber nicht, dass man mich als "bildungsfernen" aussortieren darf. Später hat es ja geklappt. Man muss die Gründe finden und für alle die gleichen Voraussetzungen schaffen.

  • Bei Hausaufgaben ist der Nutzen wissenschaftlich fraglich, bzw. stark von der Qualität der Aufgaben abhängig und wie sie im häuslichen/schulischen Lernumfeld integriert werden. Trotzdem fände ich es wichtig, dass man sie nicht ersatzlos streicht (mehr Lerngelegenheiten sind immer noch gut), sondern stattdessen über Lösungen nachdenkt, von denen Schüler:innen mit unterschiedlichen Hintergründen gleichermaßen profitieren (z.B. Hausaufgabenbetreuung, Ganztagsschule).

  • Die Linke will 95+% Dinge die nicht so kleinkariert sind. Warum wohl ausgerechnet dieser Richtungswunsch einer spezifischen Änderung des größeren Themas "Bildungssystem marode" so dargestellt wird, dass der allgemeine ignoranztriefende Dulli drüber lacht und's abstempelt...?

    Hmm....

  • Jo speziell für die späteren Klassen halte ich das für ne sehr sinnige Forderung. Ich habe die zusehends eh nicht gemacht und bei mir haben sich die meisten fächer gleichzeitig verbessert. Die "guten" Lehrer haben allerdings Hausaufgaben speziell in der Oberstufe auch nicht wirklich mehr eingefordert. Prüfungsvorbereitung und Ausgleich für ausgefallene Stunden mal außen vor genommen.

    Das einzige Thema wo Hausarbeit wohl kaum vermeidbar ist sind wohl Vokabeln lernen, da ist die fast tägliche kurze Repetition nahezu unumgänglich.

    • Und Mathematik braucht Übung um schnell und genau zu werden.

      Und in Latein lernt man auch nicht von allein, Texte zu übersetzen.

      Und in Deutsch und Fremdsprachen kann man auch nicht wirklich Texte in der Schule schreiben (einerseits weil man die Stunden für Stoff braucht, andererseits weil es besser ist einen mehrstündigen Text in einem durch zu schreiben, nicht jeweils eine Stunde an 2-3 Tagen).

      In Hauptfächern kommt man um Hausübung nicht herum ohne das Niveau zu senken.

      • Als ich in NL wohnte, war ich auf einer Ganztagsschule. Jeden Tag bis 16:30, außer Mittwochs. Da war schon um 12:15 Schluss. Wir haben halt in der Schule gearbeitet und gelernt. Nach der Schule konnten wir machen was wir wollten. Das war für mich als ADHS Kind mega gut. Kaum kam ich nach Deutschland und NICHTS hat funktioniert. Das Schulsystem hierzulande ist absoluter elitärer Müll.

      • Man kommt um Übung nicht drumrum. Aber da sollten die Schulen (am besten betreute) Tutorien zur Verfügung stehen, wo dann alle die gleiche Chance haben, zu lernen, und die Hilfe zu bekommen, die sie brauchen. Zu erwarten, dass alle die gleichen Hausaufgaben machen, wenn die Einen eigene Zimmer und unterstützende Akademikereltern haben, während die Anderen am Küchentisch mit mehreren lauten Geschwistern sitzen, während die alleinerziehende Mutter arbeiten ist, ist ungerecht und fördert die Ungleichheit

      • Subjektiv kriegt man die meisten dieser Probleme mit längeren blöcken ausgeräumt. 2x90min reicht locker um ziemlich vernünftige Analysen oä zu schreiben.

        Und klar braucht man übung in allen fächern, aber subjektiv hatt das Abi eben auch ohne übung außerhalb der Unterrichtszeiten funktioniert. Wenn man Hausaufgaben bzw ihr betreutes equivalent als Zusatzangebote definiert hätte ich da wenig gegen.

        Und eben genau das taten meine kompetenten Lehrer auch: vor Klausuren lernübungen definieren und als Angebot an mündlich schlechtere Schüler um verwertbare Beiträge in der Stunde leisten zu können.

        Sowi und Physik Leistungskurs sind vor annähernd 10 Jahren genauso möglich gewesen, warum das an anderer Stelle nicht funktionieren sollte ist mir aus deinem Kommentar nicht wirklich ersichtlich.

        Auch Hausaufgaben nicht besprechen zu müssen räumt wertvolle Zeit in der Stunde frei, Zeit in welcher eine gut geschulte Lehrkraft die schüler bei übungen unterstützen kann, anders als außerhalb der Schule.

        Ich kann mich zb. an Mathe GK erinnern in welchem noch klassische übungs Hausaufgaben gegeben wurden: die Mathe begabten lösten die übungen größtenteils während der Besprechung dieser gleichzeitig kriegten diejenigen welche die übungen gebraucht haben kaum vernünftiges Feedback zu ihren Fehlern. Zusätzlich fraß der Kram annähernd die hälfte der Stunde.

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