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Eure Meinung zur Piratenpartei?

Moin zusammen,

Ich habe den Wahl-O-Mat gemacht und die höchste Übereinstimmung mit der Piratenpartei.

Mir ist klar, dass dieses Jahr eine besondere Wahl bevorsteht und Zeichen gesetzt werden müssen gegen den Rechtsruck in Deutschland. Aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich daher dieses Jahr den Linken über die 5%-Schwelle rüberhelfen und somit strategisch wählen.

Aber: Ich glaube langfristig sehe ich mich woanders und spiele mit dem Gedanken in eine Partei einzutreten. Vielleicht sogar bei den Piraten.

Habt ihr zu dieser Partei eine Meinung? Gibt es Gründe dafür/dagegen? Hat sie eine Perspektive? Eure Meinung dazu interessiert mich!

Viele Grüße, sp3ctre

44 comments
  • Hallo sp3ctre,

    Finde ich cool, dass du mt dem Gedanken spielst. Aktive Parteimitglieder gibt es viel zu wenige in allen Parteien.

    Ich bin seit 2009 Mitglied bei den Piraten und hab alle Höhen und Tiefen mitgemacht.

    Vieles hat sich in der Zeit natürlich geändert. Die Geschichte wie ich sie erlebt habe kann ich dir gerne ausführlicher beschreiben. In alle Kürze: Bunter Start, Höhenflug und Absturz, Konsolidierung bis von ca einem Jahr und nun ein fleißiges Kernteam mit vielen Aufgaben und einige inaktive Mitglieder von damals. In einigen Städten ist viel los. Nürnberg, Dresden gegen rechts, und mehr.

    Hier als mal eine Perspektive was du aktuell erwarten kannst.

    Bei den Piraten bist du sofort voll mit dabei. Anders als andere Parteien gibt es bei uns Basisdemokratie, d.h. du darfst genau so viel mitbestimmen wie jedes andere Mitglied außer der gerade gewählte Vorstand. Du kannst auch einfach mal reinschauen. Arbeitssitzungen und co sind offen für jeden, auch auf den Parteitagen sind Gäste immer willkommen (ich kann dir gerne schreiben wenn feststeht, wo der nächste stattfindet) Stammtische gibt es aktuell je nach Region nur in größeren Städten.

    Gesucht werden Leute die: Pressemitteilungen schreiben, das Programm weiterentwickeln, Demos organisieren, Unterschriften sammeln, Grafiken entwerfen, Verwaltungsarbeit machen, die IT betreiben, in Kommunalparlameten mitwirken, Wahlprüfsteine beantworten, Juristen für Klagen, Plakatieren usw. Aufgaben gibt es unzählige und Hilfe ist immer willkommen, welche Fähigkeiten du auch hast, in einer Partei kannst du sie einbringen und wirst dafür geschätzt.

    Ich hab in der Zeit einiges davon gemacht und viele tolle Dinge erlebt. Sei es die Stimmung als 2011 aus ganz Europa Piraten nach Berlin kamen und dann die 9% geholt wurden. Sei es Hilfe bei der Piratensicherheitskonferenz, Städte kennenlernen, wenn man mal beim Unterschriftensammeln hilft, Vorträge von beeindruckenden Leuten, eine Linux-Install-Party organisieren, Patrick Breyer im EU Parlament besuchen und vieles mehr.

    Einiges davon hat mir auch geholfen mich weiterzuentwickeln. Leute ansprechen lernt man beim Unterschriftensammeln wunderbar und die entstehenden Diskussionen haben mir auch immer Spaß gemacht.

    Falls du also Lust hast mal reinzuschnuppern, schreib mir gerne und ich steh dir Rede und Antwort.

    • Danke für den ausführlichen Text! Ist denn Motivation zu spüren in der Partei? Herrscht weitgehend Einigkeit untereinander?

  • Früher war ich sehr gespalten, ob ich mich bei den Grünen oder bei den Parteien engagiere. Letztendlich ist es aber eine Kleinpartei, und auch wenn ich sehr froh bin, dass sie die deutsche Parteienlandschaft nachhaltig verändert hat und endlich die Positionen bezüglich Datenschutz und Überwachungsstaat mehr in den Mainstream gerückt hat, sind sie halt leider nicht mehr relevant.
    Einige von ihnen sind selbst auch zu den Grünen gewechselt und haben dort gesorgt, dass die Partei inzwischen auch großen Wert auf Datenschutz setzt.

  • Was weniger zentrales, aber trotzdem zusaetzlich nerviges: Die verwenden wohl anteilsmaessig recht viel KI-Schrott in ihrer Wahlwerbung.

  • So ganz erfrischend fand ich die Piratenpartei in ihren Anfängen. Die Partei hat sich meiner Meinung nach selbst demontiert, was ich schade finde. Sie hat keine Perpesktive, weil es ihr inzwischen an Bedeutung fehlt, finde ich. 🏴‍☠️

  • In einer alternativen Zeitlinie stünden die Piraten heute da wo die AfD steht und die Welt wäre ein gutes Stück besser, zumindest in Deutschland.

  • Ich habe etwas zu der Tschechische Version zu sagen. Die Begriffe und Grammatikfehler bitte korrigieren, ich lerne von Feedback besser Deutsch. Ich schreibe eilig, es wird also dreist.

    • Einzige Partei, die es ins Parlament schaffen kann und Jugend etwas anzubieten hat. (Die Grüne sind schon seit 15 Jahre irrelevant.)
    • Hatte öffentliches Forum (Mastodoninstanz), da konnten Mitglieder verschiedene Anträge, Ideen usw. teilen und man konnte mit Kontos andere Instanzen (öfter aber unter Bildschirmschüsse davon auf Facebook) darunter Kommentare lassen. Davon kamen verschiedene Afären über radikale/anarchistische Pfosten von Parteimitglieder, denn man nicht verstanden hat, die Partei selbst steht nicht dahinter.
    • Dank früheren Parteileiter Ivan Bartoš haben wir noch anonyme SIM-Karten. (Nicht wegen Piraten aber wegen Triopol Betrieber T-Mobile, Vodafone und O2 sind aber alle Tariffs scheiß teuer, teurer als Deutschland! Zum Glück aber kaum Funklöcher.)
    • In letzter Parlamentwahl sind alle Menge (5) Parteien koaliert, gegen SPD (Deutscher Äquivalent davon ist nicht SPD, sondern AfD), Kommunisten und ANO (von Babiš gelitten, der Populist wie Trump ist aber Immigrant selbst und bisschen schlauer: hat zuerst viele Medien gekauft) sich zu einigen. Piraten haben zusammen mit Bürgermeister-Partei im Wahlkampf teilgenommen, und die lokal populäre Bürgermeister haben fast alle Präferenzwählis gewonnen. Die Partnerschaft wird nächstes Mal nicht funktionieren.
    • Im Koalition wurde Bartoš zum Minister Lokalentwicklung und das Ministerium hatte auch Digitalisation unter Kontrolle. Endlich jemand, der Technik versteht! Na gut, er hatte zwei uralte Plane endlich ins Bewegung gestellt:
      • Geburtszahlen mit anderen Form Identifikator zu ersetzen. Heute sind sie im Format YYMMDDNNNN, das Ganze muss durch 11 geteilt sein. Weiblichgeborene bekommen Monatnümmer 50 höher. Leider sind die Zahlen manchmal nicht unikat und es ist Privateiproblem, dass Geschlecht und Geburtsdatum verraten wird. Schon seit 20+ Jahre wurde angetragt, diesen System zu ersetzen, das würde wegen Software-Hochdatums aber teuer und meiste Leute (Idioten) halten das für unnützlich.
      • Vor-2024-Stand Neu- und Umbaubürokratie war ein absoluter Scheißfest. Es dauerte hier länger als in meiste Länder, inkl. Gasa, ein Bauerlaubnis zu besorgen, und wir hatten keine Okkupantenkraft über uns! Darum haben Politiker schon cca 2020 gewählt, ein digitales System statt Papier vor 2024 zu bauen. Als Bartoš 2023 Minister wurde, hat er gemerkt, die Plane sind teuer und alle Daten würde ein Privatgemeinschaft halten. Dieser Offendaten-Enthusiast hat nicht zustimmen (Gott sei dank!) und eine Lösung mit offene Kryptotechnologie wie SSL besorgt. 1 Jahr war aber nicht genug das ganze Wirtschaftswettbewerb zu leiten (Afäre wieder) und den System problemlos zu einleiten. Die Bürokraten auf Rathäuser und Stadtämter selbst wissen nicht, wie mit Datumstempel und Privatschlüssel umzugehen! Und wie erklärt man einem Ü60er Projektant, ein Unterschrift auf Planausdruckt nicht mehr genügt? Absoluter Skandal und Bartoš muss weg.

    Also Piratenpartei hat es in Tschechien schlecht, trotz wir kostenlose Medien magen und dank Piraten ist Filmrunterladen immer legal (Seeding nicht, keine ISPs kümmern sich aber davon). Mastodoninstanz muss auch privat werden :(

  • Perspektive Linkspartei-Mitglied:

    Typische Parteiarbeit ist langweilig. Kommunalwahl, etc ist alles sehr dröge gefühlt. Klar kann man lokal viel bewirken, und sicherlich gibt es auch auf bundesebene noch arbeitsgruppen, wo eins sich beschäftigen kann. (=spezialisation auf 1 thema mit langfristigkeit), aber ist die frage: hast du dann das gefühl selbstwirksam zu sein? also das hat man ja meist nur wenn man iwelche erfolge einfahren kann und ich vermute, das geht erst wenn man gehörig viel zeit reinstecken kann um sich da einzuarbeiten.

    Daher ist für mich meine Partei eher ein Vehikel um bewegungsübergreifenden politischen Aktivismus zu machen. Die Linkspartei hat reichweite, Geld (wenn sie in den Bundestag kommt) und motivierte, symphatische Menschen mit denen man gemeinsam mit Gewerkschaften und FFF und sonst wem lokale Bündnisse schmieden kann, um strategische Vorträge zu organisieren. Das ist für mich das zentrale, weil ich glaube dadurch sehr sehr viel mehr erreichen zu können, als mit kommunalwahl oder einer spezialisierter arbeitsgruppe.

    D.h. die flexibilität ist mir wichtig, ich will keine langfristige verantwortung wo ich nicht strategisch dahinter bin. D.h. du musst für dich selbst deine eigene strategische Analyse machen, wo du mit gezielten Aktivitäten etwas bewegen kannst. Wo sind die gesellschaftlichen Hebel, die mit wenig Aufwand viel ins Rollen bringen? In meinem Fall ist das z.B. die Vermögenssteuer, wovon ich annehme dass eine Umsetzung davon bei sehr vielen anderen Themen Schwung freisetzen würde, allein schon weil plötzlich Geld da ist.

    Und persönlich weiterer Nachteil: verglichen mit Vereinen, Bewegungen wie FFF oder so kann Parteiarbeit etwas bürokratisch sein mit "Beschluß der Tagesordnung" als eigenen Tagesordnungspunkt und so.

    Und dann hängt es aber auch sehr von den menshcen ab: bei parteieintritt wirst du einem kreisverband zugewiesen. In meinem fall hatte ich das gefühl, dass der kreisverband sehr mit sich selbst beschäftigt war (u.a. sehr alte leute, viel frust, damals im winter 2024) - mein anderer kreisverband zu dem ich gewechselt bin ist viel cooler, weil auch viel jünger und dynamischer

    • Oh, und: für mich war der parteieintritt damals in erster linie eine reaktion auf den austritt von wagenknecht. wollte die aufbruchsstimmung unterstützen und bin eingetreten, war aber nie wirklich aktiv. D.h. wollte auch die politische Arbeit mit dem mitgliedsbeitrag unterstützen.

      D.h. ich kann dir ans herz legen, dich erstmal sehr ausführlich mit der strategischen analyse beschäftigen. Also was gibts für beispiele für gelungenen, erfolgreichen politischen widerstand? Gegen den Rechtsruck gibt es sehr unterschiedliche Strategien, die alle auf ihre eigene Art valide sind:

      • blockaden von nazi/AFD aufmärschen, die die selbstwirksamkeit der nazis reduziert und daher frust und passivität erzeugt
      • bürgerliche demos, die nachweislich auch effekte auf AFD wählerschaft hat
      • haustürgespräche (=beziehe mich hier auf die art und weise wie die linke haustürgespräche macht, aber unabhängig von der wahl und unabhängig vom thema. einfach nur gegen rechtsruck mit nachbarn reden. (tldr, bei Tageslicht und gut zuhören! )
      • Vorträge organisieren -> einer breiten masse fundiertes aktivistisches wissen über aktivistische hebelpunkte und eigenschaften des antifaschistischen kamps organisieren
      • hintergrund arbeit machen, bspw bei der roten hilfe oder einer "anarchist black cross" gruppe aktiv werden. (juristische prozesse begleiten und unterstützen, manchmal laienverteidigung, etc)
      • AFD & Nazis technisch angreifen und z.B. deren aktivismus erschweren (=anonymous stil)
      • AFD & Nazis hinterher recherchieren und interne infos durch technische angriffe an presse leaken.
      • antifaschistischer personenschutz von presse menschen auf neonazi demos organisieren
      • die ganze stadt mit antifaschistischen, linken stickern vollmachen die andere leute ermutigen und hoffnung spenden.
      • Abgeordnete anrufen und ihnen briefe schreiben. (telefonieren besser, weil du kontern kannst)

      du musst entsprechend deinen talenten und überzeugungen und ressourcen herausfinden, welche strategie du davon verfolgen willst. Erst dann solltest du in eine partei eintreten, wenn du dir bzgl all dem sicher bist.

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