Wie Antworten auf: "Wenn man Reiche besteuert ziehen die weg"
Hi. Manchmal wenn ich mit meinen etwas weniger linken Freunden über Politik rede und es auf das Thema Vermögenssteuer kommt, bekomme ich "Wenn man die Reichen besteuert ziehen die weg" als Antwort.
Ich glaube nicht, dass das der Fall ist, habe allerdings nicht so richtig eine Antwort darauf. Was sagt ihr dazu?
Generell sprechen die Befunde nach Einschätzung der Forscher dafür, dass die vermeintliche Auswanderungsbereitschaft von Superreichen kein stichhaltiges Argument gegen eine stärkere Besteuerung von Vermögen darstelle. Auch umgekehrt sei davon auszugehen, dass eine geringere Besteuerung nicht geeignet sei, Reiche aus dem Ausland in ausreichendem Maße anzulocken, um dadurch entgangene Steuereinnahmen zu kompensieren.
6 Fazit:
Keine Angst vor
Steuerflucht!
Die angeblich drohende Steuerflucht ist eines der zentralen Argumente gegen die Wiedererhebung der Ver-
mögensteuer. Die Gegner der Steuer schüren diese Angst mit gezielten Kampagnen und Drohungen. Sie por-
trätieren die Demokratie dagegen als machtlos, die hohe Konzentration von Vermögen als alternativlos. Dabei
wurden in den letzten hundert Jahren sowohl die Gesetze gegen Steuerflucht als auch die Maßnahmen gegen il-
legale Steuerhinterziehung schrittweise verschärft. Mit der Kombination aus Wegzugsteuer und der Besteuerung
von Unternehmensverlagerungen steht mittlerweile ein umfassender Werkzeugkasten gegen Steuerflucht zur
Verfügung. Die schnelle und rückwirkende Korrektur nach dem Gerichtsurteil zur Steuerpflicht von Anteilen an
Personengesellschaften im Jahr 2010 genauso wie die weitgehende Abschaffung der Stundungsregelungen im
Jahr 2021 sind Belege für die Handlungsfähigkeit des Staates.
Noch deutlicher wird die staatliche Handlungsfähigkeit bei der Bekämpfung der Steuerhinterziehung. Von der
Arbeit der Steuerfahnderinnen und Geheimdienste bis zur Verabschiedung einer internationalen Vereinbarung
zum automatischen Informationsaustausch im Jahr 2017 gab es eine ganze Reihe von Maßnahmen. Sie wurden
begleitet von umfassender journalistischer Berichterstattung auf der Grundlage von Daten-Lecks. Die hohe An-
zahl von Strafverfahren und Selbstanzeigen zwischen 2013 und 2015 und die neuesten Zahlen aus Dänemark
dokumentieren, dass dadurch das anonyme und steuerfreie Vermögen im Ausland massiv zurückgegangen ist.
Und auch unsere Analyse der Milliardenvermögen zeigt: Steuerflucht ist wegen der bestehenden Gesetze nicht
nur teuer – im Fall von Susanne Klatten wären es schätzungsweise 6,5 Milliarden Euro oder 30 Prozent ihres Ver-
mögens. Sie ist vor allem auch weniger attraktiv und weniger verbreitet, als viele Menschen denken. Auch wenn
es in der Vergangenheit Möglichkeiten zur steuerfreien Flucht gab, sind 172 von 226 deutschen Milliardärinnen
weiterhin weitgehend in Deutschland steuerpflichtig. Neben der schrittweise verbesserten Gesetzgebung und
geschlossenen Schlupflöchern liegt das wahrscheinlich auch daran, dass mit der Flucht wesentliche Teile des
sozialen Kapitals und des gesellschaftlichen und politischen Einflusses verloren gehen.
Aber die Wegzugsbesteuerung bleibt umkämpft, wie das Urteil des BFH aus dem Jahr 2023 und die Reaktionen
der Beraterschaft darauf zeigen. Und um die bestehenden Gesetze durchzusetzen, braucht die Steuerverwaltung
das nötige Personal und die richtigen Prioritäten. In der Vergangenheit gab es allerdings immer wieder massi-
ve Versuche der Einflussnahme – von der großen Parteispenden-Affäre der 1980er Jahre über die schwarzen
Konten der Union in Liechtenstein und die Affäre rund um die hessischen Steuerfahnder bis hin zum Versuch
von Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) im Jahr 2011, das Schweizer Bankgeheimnis durch eine anonyme
Quellensteuer zu bewahren. Und gerade die USA, die das Schweizer Bankgeheimnis durch ihr entschiedenes
Vorgehen nach der Finanzkrise beendet haben, verweigern Deutschland bis heute entsprechende Informationen
über anonyme deutsche Konten in den USA.
Der Kampf gegen Steuerflucht ist also vor allem eine Frage des politischen Willens. Die größte Gefahr ist, dass
die Konzentration von Vermögen und Macht ein Ausmaß annimmt, das demokratische Entscheidungen auf die-
sem Gebiet unmöglich macht. Aber noch ist es nicht zu spät, die sehr große und demokratiegefährdende Ver-
mögenskonzentration mit einer Vermögensteuer zu verringern.
dann kommt: "dann machen sie ihre firmen hier in deutschland aber auch dicht, und bauen neue dort auf wo sie hin sind. damit verlieren dann auch die 'kleinen leute', die bisher von den firmen der reichen ein bisschen profitiert haben."
Und ihr Platz wird durch andere Unternehmen eingenommen, die den Wert des deutschen Marktes zu schätzen wissen. Kein wachstumsorientiertes Unternehmen verzichtet auf mögliche Profite.
Warum sollten sie einfach so gut laufende Firmen schließen? Die bringen denen Geld und Macht, indem sie mit Stellenabbau drohen können. Sobald die die Schließungen tatsächlich durchziehen haben sie kaum noch Einfluss auf die deutsche Politik.
Angenommen die Reichen schließen die ihre Firmen, weil sie Beleidigt sind: Das würde heißen, dass ein politischer Akteur aus dem Ausland gezielt die deutsche Wirtschaft und die finanzielle und soziale Sicherheit Deutschlands angreift. Das ist eine Gefahr für die innere Sicherheit. Das ist dann ein Job für die Initiative „Wirtschaftssicherheit“ des Bundesinnenministeriums. Eventuell könnten wir deren Firmen beschlagnahmen und weiter betreiben, aber da kenne ich mich nicht wirklich aus. Falls eine Beschlagnahmung möglich ist, müssten wir die nichtmal entschädigen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass das schließen ganzer Firmen einfach nur wegen des Egos des Besitzers der Reputation des Unternehmers und seiner Unternehmen schaden wird
Sie können ja gerne in einer Steueroase mit 50.000 Einwohnern eine Fabrik für 10.000 Arbeiter aufbauen, die dann einen Jahresausstoß für eine Million Menschen hat. Könnte von der Logistik etwas teuer werden.
Viele Sachen verkaufen sich im Ausland nur teuer, weil Made in Germany drauf steht. Wenn die Firmen nach Rumänien, Italien oder UK umziehen würden, würden viele Kunden wahrscheinlich auf billigere china ware umsteigen.
Wenn Reiche keine Steuern zahlen, sind sie im Sinne der Staatseinnahmen bedeutungslos.
Dann kommt das Argument: Aber Reiche geben doch ihr Geld im Land aus!
Nein. Das ist so bedeutungslos. Mit 10% der einen 1% der Reichen, die richtig besteuert würden, hätte man definitiv mehr davon. Davon abgesehen sickert das eh in die Privatwirtschaft und rate mal, wer die wiederum besitzt.
Man besteuert die Gewinne da, wo sie anfallen. Auch Vermögen kann man da besteuern, wo es verortet ist. Unser Steuersystem ist darauf ausgelegt, die Kapitalbesitzer zu schonen. Dafür holt man es sich bei den abhängig Beschäftigten. Das ist kein Schicksal suchen so gewollt von denen, die hier wirklich das Sagen haben. Also die für die Grischi, Fotzenfritz und Co. arbeiten.
Das Kapital ist hier und verdient hier Geld, dann kann ma es auch hier besteuern. Und natürlich muss man mehr als Symbolpolitik machen, um Steueroasen trocken zu legen.
In beiden Fällen zahlen sie hier keine Steuern. Sollnse sich halt verpissen und anderen Ländern zur Last fallen indem sie unnötige Mengen an Kapital horten, vielleicht weckt das dann auch da des Staates Begehrlichtkeit.
Die Mittelschicht mag weniger Geld haben als Superreiche, aber zum wegziehen würde es reichen. Trotzdem ziehen die nicht weg. Warum sollte es bei den Reichen anders sein?
Auch Reiche möchten in einem Erste-Welt-Land mit entsprechenden Annehmlichkeiten leben. Der Kreis der Länder die sich einigen müssten wäre also selbst wenn Punkt 1 nicht greift halbwegs überschaubar.
If wealth taxes are increased, won’t rich people just move abroad?
Studies have shown that most wealth holders who live in the UK have ties here, want to be here, and want to contribute as citizens. Tax levels are a minor factor in their decision to relocate in comparison to factors such as family and social ties, schooling, and overall economic stability.
Leider verraten sie nicht, wo diese "Studies" sind. Nur auf diese hier verlinken sie.
Wenn Sie mind. 1 Prozent der Anteile an einer Kapitalgesellschaft halten und Ihren Wohnsitz ins Ausland verlagern, fällt die sogenannte Wegzugsteuer an. Dabei wird zum Zeitpunkt des Wegzugs eine Veräußerung der Anteile an der Kapitalgesellschaft fingiert. Der fiktive Veräußerungspreis ist der aktuell erzielbare Verkaufspreis. Von diesem Preis werden die Anschaffungskosten abgezogen. Die Differenz, also der fiktive Veräußerungsgewinn, ist zu versteuern. Dies führt zur Aufdeckung der stillen Reserven in den Anteilen.
Da gibt es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Schlupflöcher, die dann halt bei der Einführung einer Vermögenssteuer auch geschlossen werden müssten.
Die meisten Reichen haben ihr Geld nicht auf dem Konto liegen, sondern sie sind in Vermögenswerten, wie Immobilien oder Firmen oder anderes gebunden. Die sind sehr immobil, daher würde sich erstmal nicht viel ändern wenn die wegziehen. Um zu verhindern, dass die Gewinne nicht direkt ins Ausland fließen sollte man dann noch eine Steuer auf die Erträge schaffen, die hier anfällt und nicht in dem Land wo der Reiche nun ist.
aber warum heißt es dann steueroase? gefallen dir oasen wohl nicht? find ich schon beeindruckend. Auf den Cayman Islands könnte man es schon auch aushalten, findest du nicht? und die sind auf der Schwarzen Liste der Steueroasen der EU.