Unsere Gesellschaft ist zur Anpassung im privatesten Lebensraum genötigt, bis tief in die Mittelschicht. Egal, wie viel dort gearbeitet und wie gut dort verdient wird: Die meisten werden sich nie, so wie die eigenen Eltern im gleichen Alter, eine Immobilie kaufen können. Und die, deren Eltern sich nichts gekauft haben, können nicht mal Wohnraum erben. Gleichzeitig müssen die jüngeren Generationen mit deutlich geringeren Renten rechnen – bei zukünftig noch höheren Mieten.
Ach? Schön dass das langsam mal ankommt. Ich hatte schon die Befürchtung, ich würde mit dieser Ansicht von einer Blase zur nächsten taumeln.
Wir müssen mal davon weg kommen diesen Begriff für die Menge an Geld die jemand bekommt zu verwenden. Einerseits verdienen die Reichen oft nicht das was sie bekommen, andererseits haben es auch die Ärmeren nicht verdient so wenig zu bekommen.
Du hast völlig Recht, allerdings meint man mit "gut verdienen" nunmal "gut im Vergleich zu anderen" und nicht "gut im Vergleich zum Preisniveau" oder sogar "gut im Vergleich zur Produktivität". Das ist auch irgendwo natürlich, weil Gehälter tatsächlich relativ zu anderen Gehältern bewertet weren. Menschen nehmen sogar lieber weniger Geld, wenn sie dafür etwas mehr Geld als andere haben können.
London is calling. WG’s für normale Arbeitnehmer war da schon vor 15 Jahren üblich. Hatte damals mal n Freund besucht und war auf Jobsuche. Einer schlief- literally - in einer Abstellkammer in der nur ne Matratze rein passte. Hab nich gegen London entschieden. Btw. Häuser konnten sich nur Banker leisten.
Ist es wirklich so dass es unsere Eltern einfacher hatten? Oder hat man nicht schon immer Kapitel aus anderen Quellen gebraucht um eine Immobilie zu finanzieren?
Um es mit den Eltern zu vergleichen halte ich es für sinnvoll eine Generation nach hinten zu blicken, also etwa 30 Jahre. Und tatsächlich war es 1993 schwieriger eine Immobilie zu kaufen, jedenfalls für den Durchschnittsverdiener. Der erschwinglichkeitsindex für Immobilien (grob immobilienkosten/netto Lohn) war 1993 etwa 30% niedriger, heißt es war teuer.
Während der 90er wurde es aber schrittweise bezahlbarer, am erschwinglichsten war es 2011, seitdem wird es wieder teuer. Aktuell ist es so schwer wie 2002, das ist keine erfreuliche Entwicklung, unsere Eltern hatten es aber noch schwerer.
Wobei die beschriebenen Probleme eigentlich nur auf die Städte ab etwa Millionengröße wirklich zutreffen. In den großen Städten im Ruhrgebiet können sich arbeitende Menschen noch ganz gut allein mehrere Zimmer nahe der Innenstädte leisten, Mieten für ordentliche Wohnungen liegen so bei 10 €/qm kalt. Wenn man also bei der Wahl des Lebensmittelpunkts nicht wie ein Lemming in eine der top 10 Städte rennt und dort noch Innenstadtlage verlangt ist es gar nicht so wild eigentlich.
Wenn man also bei der Wahl des Lebensmittelpunkts nicht wie ein Lemming in eine der top 10 Städte rennt und dort noch Innenstadtlage verlangt ist es gar nicht so wild eigentlich.
Die Leute in Deutschland gehen nicht "blind wie die Lemminge" in die Großstädte, weil es "cool" ist, sondern weil sie etwas ganz Konkretes suchen und zwar Urbanität. Urbanität ist nichts genuin megametropoliges - solche gibt es in Deutschland ja eh nicht -, sondern ein Phänomen, das sich aufgrund der hohen Bodenpreise in echten Großstädten auch entgegen von stadtplanerischen Widerständen durchsetzen kann. Wenn man Urbanität aber einfach auch in Kleinstädten zulassen würde, dann würde sich die Wohungsnachfrage auf mehr Städte verteilen und es gleichzeitig mehr Wohnraum geben. Der status quo ist aber nunmal, dass es Urbanität derzeit nur in ganz wenigen Stadtvierteln ganz weniger deutscher Städte gibt.
In den großen Städten im Ruhrgebiet können sich arbeitende Menschen noch ganz gut allein mehrere Zimmer nahe der Innenstädte leisten, Mieten für ordentliche Wohnungen liegen so bei 10 €/qm kalt.
Menschen wollen nicht in Innenstädten leben, sondern in urbanen Nachbarschaften, die sich durch die niedrigschwellige Verfügbarkeit von Ammenities wie gastronomisch vielfältigen Einrichtungen, Kulturveranstaltungsorte, Begegnungsstätten, Betreuungseinrichtungen, etc.. Das Konzept einer monozentrischen Stadt, die sich um eine am Massenkonsum orientierende und homogenisierte Innenstadt herum zyklisch aufbaut, steht dem sogar entgegen. Eine Urbanität maximierende Stadt ist polyzentrisch um Knotenpunkte des innerstädtischen ÖPNVs herum aufgebaut und stark durchmischt.
In den meisten Branchen findet man durchaus auch Jobs abseits der bekannten Namen und Hypestädte. Muss man allerdings sorgfältiger suchen für.
Tatsächlich verstehe ich aber weder die Unternehmen, die in Hypestädten bleiben oder da sogar hingehen, noch die Politiker, die das fördern. Bezüglich Wohnraum, Verkehr und gesellschaftlicher Entwicklung müsste man meiner Meinung nach größere Unternehmen eher aus den Zentren ins Umland verdrängen als sie reinzulocken. Dort, wo sehr hohe Mieten sind, sind diese Mieten ein Signal für "diese Stadt ist voll". Man sollte dieses Signal ernst nehmen und woanders hin gehen wo nicht voll ist. Dann hätten wir auch weniger strukturschwache Regionen und sterbende Dörfer. Stattdessen wird speziell auf diese Städte (die eine Minderheit der Wohnungen in D enthalten) zugeschnittene vermieterfeindliche Überregulierung geschaffen, die Wohnraumvermietung überall, wo es eigentlich noch ganz gut funktionierte, noch unattraktiver gemacht hat, so dass es jetzt auch dort vermehrt zu Mangel kommt. Je mehr die Politik in den letzten Jahren den Markt außer Kraft gesetzt hat, desto schwieriger wurde es für Mieter. Aber hey, dass Probleme durch die ergriffenen Maßnahmen größer werden liegt meist in der Natur des Populismus, dafür wurden die gewählt.